Drive ist eine siebenteilige Videoinstallation, die traditionelle Filmtechnologien mit militärischen Erkennungs- und Zielbearbeitungstechnologien verbindet. Das Kino hat eine Reihe von Konventionen erstellt, durch welche Bewegung dargestellt wird. In computerisierten Verfolgungs- und Zielbearbeitungssystemen wird Bewegung jedoch anders angezeigt. Sie wird über die Verarbeitung ihrer Computerdaten dargestellt. Das Format der visuellen Datenbank wird auf das filmische Bildfeld gelegt, sodaß die beiden Technologien vermischt werden. Mit der Nutzung neuer digitaler Technologien, eingebettet in globale Systeme der Kriegskunst, stellen diese Bilder weniger die Bewegungen dar, als daß sie diese verfolgen. Sie markieren eine Verschiebung von der Darstellung zur Verarbeitung der Bewegung. Crandall gehört zu den herausragenden Vertretern einer neuen Generation von Medienkünstlern, welche diesen Wandel von der Repräsentation zur Prozessierung von Daten bewußt wahrnehmen und thematisieren.

In der Verschiebung vom kinematografischen Paradigma zur vernetzten Datenbank betont Drive die Aufrüstung der Wahrnehmung und die militarisierten Komplexe, in welche moderne Bilder eingebettet sind. Das "bewaffnete Sehen" erzeugt Reglementierungsformate, welche die Muster der Wahrnehmung und Verkörperung und deren Verbindungen tief verändern. Mit diesem "strategischen Sehen" registriert Drive einen sexuellen Impuls. Mit dieser Übertragung der militarisierten Zielbearbeitungstechnologie auf Subjekte werden diese zu Zielkörpern eines erotischen Begehrens. Drive betrachtet die neuen erotischen Welten, die sich innerhalb einer Struktur auftun, die ansonsten lediglich als Beobachtungstechnik zwischen Jäger und Opfer angesehen werden kann. Diese Welten umfassen neue Verbindungen zwischen Mensch und Maschine, eine neue invasive Lust, die die Privatsphäre usurpiert, sowie neue Formen des simultanen Sehens und Gesehenwerdens, die dazu führen, daß sadomasochistische und exhibitionistische bzw. voyeuristische Empfindungen neu konturiert werden.

Peter Weibel
 
Jordan Crandall

Jordan Crandall